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Gärten, die Menschen verändern

RENN.süd RENN Leitstelle Baden-Württemberg
Fotos: © Tobias Döhner

Kann ein Gemeinschaftsgarten in Lellwangen die Welt verändern? Vier Parzellen voller Salate, Spinat, Kräuter, Kohlrabi, Fenchel, Zucchini, Kartoffeln, Erdbeeren, Buschbohnen, Zwiebeln, Mangold und vielem mehr. Regional, bio, eine halbe Stunde vom Bodensee entfernt.

Alles lecker, aber selbstverständlich kommen da keine Mengen zusammen, um den Hunger der Welt zu bekämpfen, sagt Simon Neitzel. Er ist selbstständiger Demetergärtner, hat in der solidarischen Landwirtschaft gearbeitet und ist Vorsitzender des Vereins wirundjetzt mit rund 90 Mitgliedern, der das „Paradiesgärtchen“, wie sie das Projekt nennen, in einem alten Bauerngarten seit Anfang 2020 aufbaut. Eine Familie hat das Stück Land und Ackerfläche zur Verfügung gestellt. 

Alle, die mitmachen, dürfen auch mit ernten. Ein Gemeinschaftsgarten, sagt Neitzel, bringe Menschen zusammen. Alte, die Erfahrungen im Gärtnern haben und Junge, die was machen wollen, vielleicht nicht wissen wie oder schlicht keine Fläche haben. Es gehe darum, über das soziale Miteinander wieder zu lernen, wie wichtig und gut lokale Lebensmittelversorgung ist – mit nachhaltigen und ökologischen Anbaumethoden wie etwa der Permakultur, wo der Boden wenig gestört wird und mehr Humus aufbaut. Bleibt der langfristig erhalten, kann auch CO₂ im Boden gebunden werden. „In Deutschland wird viel zu viel Nahrung billig eingekauft, vieles bleibt auf den Äckern, weil es nicht marktfähig ist. Wir wollen Ernährungssouveränität vorleben und zeigen, wie wertvoll regionale Strukturen sind“, sagt er. 
Wirundjetzt setzt sich in der Region für Gemeinwohlökonomie, Artenschutz und nachhaltige Landwirtschaft ein und unterstützt Projekte im globalen Süden, etwa eine Kooperative von Cashew-Landwirten im Togo. Neitzels Fazit dieser Partnerschaften: Europa sei Vorbild für viele Menschen im globalen Süden. Umso wichtiger sei es hierzulande zu zeigen, dass es Alternativen zur globalisierten, industriellen Landwirtschaft gebe. Neitzel berät mit seinem Verein andere Initiativen dabei, solche Gärten aufzubauen – die Nachfrage sei überwältigend, sagt er. 

Seine Hoffnung für 2030: Dass daraus eine Bewegung wird, die nicht nur ein paar, sondern zehntausende solcher Gärten in ganz Deutschland hervorbringt, in jeder Stadt und Gemeinde. Dazu brauche es eine Finanzierung für Koordination und Organisation, Kommunen, die Flächen zur Verfügung stellen, regionale Akteure, die sich beteiligen. „Menschen, die in einem solidarischen Projekt mitmachen, verändern sich. Sie lernen sozialen Zusammenhalt und den Wert von Nahrung und Natur“, sagt Neitzel. Und das könne auch die Gesellschaft verändern.

Wenn ihr mehr über Ideen aus Baden-Württemberg erfahren möchtet, hier geht’s zur kompletten Broschüre.

Hier geht es zur Publikationsreihe „17 Ideen für eine Welt von morgen“.

In den sozialen Medien finden Sie Beiträge dazu unter #16x17einfachmachen.

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