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Wie Miesmuscheln die Ostsee sauber machen

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Fotos: © Kieler Meeresfarm

Wenn das Herbstlaub über den Kieler Tiessenkai weht und die Cafébesucher in dicken Jacken auf der Terrasse frühstücken, beginnt für Tim Staufenberger und das Team der Kieler Meeresfarm die Saison. Im Herbst und Winter verkaufen sie Miesmuscheln am Tiessenkai, für elf Euro das Kilo. Ein stolzer Preis – ein Kilo Nordseemuscheln gibt es für fünf bis sechs Euro. Dafür sind die Kieler Fördemuscheln ökozertifiziert, also auf die Umweltwirkung der Zucht kontrolliert, und vom Lebensmittelkontrolleur wöchentlich überprüft. Staufenberger ist kein normaler Muschelzüchter, sondern Meeresbiologe. „Ich möchte, dass die nachfolgenden Generationen die Ostsee noch nutzen können – oder sogar eine bessere haben als wir jetzt“, sagt er. 

Das Meer sei ziemlich herausgefordert, früher vor allem durch ungeklärte Abwässer, heute ist es der Dünger, den der Regen von den Feldern ins Meer schwemmt. Er sorge für ein Zuviel an Nährstoffen und störe das Gleichgewicht des maritimen Ökosystems. Die Miesmuschel hilft, die Wasserqualität zu verbessern. Wie ein Filter nimmt sie Nährstoffe aus dem Wasser. Es wird klarer, Grün-, Rot- und Braunalgen wachsen besser. Sie wiederum bringen Sauerstoff ins Wasser. 

2014 hat Staufenberger die Meeresfarm gegründet, das knapp ein Hektar große Muschelfeld kurz vor dem ehemaligen Standort des Marinefliegergeschwaders 5 in der Kieler Förde konnte er aus einem Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt übernehmen. 2020 sind Kristina Hartwig und Nikolai Nissen mit eingestiegen. Gemeinsam sind sie das erste und einzige Start-up mit solch einer Muschelzucht an der deutschen Ostseeküste. Sie züchten die Muscheln an langen Leinen, die knapp unter der Wasseroberfläche gespannt sind. Von den Leinen hängen Gewebestreifen ins Wasser, Muschelkollektoren, an denen sich die Muschellarven festsetzen. Mindestens eineinhalb Jahre bleibt eine Muschel dort. Zur Ernte werden die schweren Leinen aus dem Wasser geholt und die Muscheln per Hand abgestreift. Eine anstrengende Arbeit, aber schonend für die Umwelt. Doch bei Muscheln soll es nicht bleiben. „Wir wollen eine integrierte multitrophe Aquakultur aufbauen und Muscheln, Algen und Fisch nachhaltig produzieren“, sagt Tim Staufenberger. 

Nachhaltige Aquakultur sei ein wichtiger Beitrag, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Aber: „Die Ostsee ist fragil, man muss aufpassen, wenn man noch mehr hineintut“. Bis am Tiessenkai auch heimische Fische verkauft werden, gibt es auf der Kieler Meeresfarm noch einiges zu erforschen.

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