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Kolumne 2: Wie Kommunen Nachhaltigkeitsinitiativen unterstützen

Für die vielen in den letzten Jahren entstandenen zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen bildet die Kommune den wichtigsten Wirkungs- und Aktionsraum. Wie sie dabei von der Verwaltung unterstützt und mit dieser zusammenarbeiten können, zeigen die folgenden Beispiele, die hier nur kurz überblicksartig angetippt und in späteren Kolumnen genauer erläutert werden.

Kommunen können durch Bereitstellung von Räumlichkeiten einen wesentlichen Engpass der Initiativen beheben. In Bodnegg am Bodensee kann die dortige Reparatur-Initiative die örtliche Schule nutzen und im Gemeindeblatt werben (https://bodnegg.de/files/20_bodnegg_1.pdf ). Im oberfränkischen Coburg wurde der Transition-Initiative https://transition-coburg.de/transition-laden-im-steinweg/ ) ein leerstehendes Ladenlokal zur Verfügung gestellt, was auch die Attraktivität der Fußgängerzone erhöht. Es dient über den dortigen „Umsonstladen“ hinaus auch als Veranstaltungsort.

Besonders auch in kleinen Kommunen sind diese Leerstände häufig und anhaltend, aber so kaum zu beheben. Eine einfache Möglichkeit ist, die Schaufester als Werberäume für Initiativen und Nachhaltigkeitsaktivitäten der Gemeinde zu nutzen. Hierzu wurde das Projekt „Hier zur Zwischenmiete“ (https://finep.org/finep-macht-projekte/neue-zielgruppen-und-lernorte/zwischenmiete/ ) erfolgreich in Baden-Württemberg durchgeführt und gibt einige Anregungen. Initiativen und Kommunen sollten dies in Abstimmung mit den Ladenbesitzern nutzen, denn davon profitieren alle: Die Innenstädte werden attraktiver, die Bevölkerung wird für Nachhaltigkeit sensibilisiert und Initiativen erhalten einen Raum für ihre Öffentlichkeitsarbeit.

Der Treffpunkt Freiburg (https://treffpunkt-freiburg.de/ )unterstützt ehrenamtlich Engagierte durch Räume, Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, einen Projekte-Fonds, Vernetzung der Initiativen und weitere Angebote. Inzwischen ist dort noch ein „Haus des Engagements“ (https://haus-des-engagements.de/) entstanden.

Kommunen fördern finanziell Projekte und Initiativen. In den letzten Jahren werden dazu zunehmend   wie in Schorndorf am Ammersee (https://buergerbudget.schondorf-ammersee.de/ ) „Bürgerbudgets“ als feste Haushaltsposten eingerichtet, über deren Verwendung die Bürger:innen selbst entscheiden. In Schorndorf wurde beispielweise eine Lastenrad-Initiative unterstützt.

Gemeinden wie Weissach im Tal (https://www.energie-wt.de/genossenschaft.html) stellen Dächer für Gemeinschaftssolaranlagen zur Verfügung und unterstützen diese auch politisch. In Baden-Württemberg sind die Bürgermeister:innen Mitglied in jeder dritten Bürgerenergiegenossenschaft.

In Günzburg (https://www.guenzburg.de/umwelt-mobilitaet/essbare-stadt/setzen ) setzen Verwaltung und Bürger:Innen gemeinsam Urban Gardening im Projekt „Essbare Stadt“ um.  Über die städtischen Flächen hinaus wird die Initiative von einer Fachkraft in der Verwaltung unterstützt.

Die Stadt Karlsruhe (https://www.karlsruhe.de/mobilitaet-stadtbild/mobilitaet/motorisierter-verkehr) stellt Parkplätze für das Carsharing zur Verfügung, was dessen Attraktivität deutlich erhöht hat, wie auch die bundesweite Auszeichnung als „Carsharing-Hauptstadt“ zeigt.

Eigene Anlaufstellen in der Verwaltung wie das Agenda-Büro in Ulm (https://www.ulm.de/leben-in-ulm/umwelt-energie-entsorgung/lokale-agenda-ulm-2)1 unterstützen Aktivitäten als Kontaktstelle für alle, die sich für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz vor Ort einsetzen. Ulm ist auch ein gutes Beispiel, wie dadurch die Initiativen vernetzt werden und gemeinsam noch effektiver arbeiten können, was hier in einer früheren Kolumne (https://www.renn-netzwerk.de/sued/newsletter/kolumne)   behandelt wurde.

Solche Anlaufstellen und weiteren Unterstützungen gewinnen noch mehr an Bedeutung und Gewicht, wenn sie wie in der Lokalen Agenda 21 Augsburg (https://www.nachhaltigkeit.augsburg.de/lokale-agenda-21) in den strategischen Rahmen einer umfassender kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie oder Stadtentwicklung zur Zukunftsgestaltung eingebettet sind.

Weitere Beispiele finden sich im RENN.süd-Ideenportal „Werkzeugkasten des Wandels“ in der Rubrik „Werkzeuge des Wandels“ (https://www.werkzeugkasten-wandel.de/werkzeuge-des-wandels.html). „Kommune als Aktionsraum zivilgesellschaftlicher Nachhaltigkeitsinitiativen“ war auch Thema einer RENN.süd-Veranstaltung, deren Dokumentation online verfügbar ist (https://www.renn-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/sued/Doku_vergangener_Veranstaltungen/RENN.sued_Veranstaltungsdokumentation_Kommune_als_Aktionsraum_09.07.2019.pdf).

Fragen zum Thema und den Beispielen sind gerne willkommen: sued@renn-netzwerk.de.

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Zum Autor:

Gerd Oelsner ist Politikwissenschaftler. Er leitete das Agenda- und Nachhaltigkeitsbüro des Landes Baden-Württemberg seit der Gründung 1998 bis zum Jahr 2020. Zudem ist er seit vielen Jahren ehrenamtlich aktiv. 2022 erschien beim oekom-Verlag sein Buch „Nachhaltigkeitstreiber – Lokale Agenda 21, Kommunen und Zivilgesellschaft als Pioniere des Wandels“. Er gestaltete außerdem die Arbeit von RENN.süd maßgeblich mit und bleibt dem Projekt als freier Mitarbeiter und sog. “RENN.tner” erhalten.

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