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Indikatorenbericht zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2022: Zusammenfassung und Überblick

RENN.west

Im April 2023 veröffentlichte das Statistische Bundesamt seinen neusten Indikatorenbericht zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Die Entwicklungskurven zeigen, dass das Fortschrittstempo für zahlreiche Zielen erhöht werden muss. Hier finden Sie einen verkürzten Überblick, wie es um die Zielerreichung einzelner SDGs steht.

Seit 2006 misst das Statistische Bundesamt anhand von Indikatoren wie wirkungsvoll die bundesweiten Ziele für Nachhaltige Entwicklung sind. Damals wurden 28 Werte erhoben, inzwischen werden 75 Indikatoren überprüft, die nach den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der UN (SDGs) gegliedert werden.

Der aktuelle Indikatorenbericht (Download) veranschaulicht grafisch die zeitliche Entwicklung der gemessenen Werte und gibt mit Wettersymbolen (Sonnenschein bis Gewitter) eine Einschätzung, wie gut oder schlecht sich ein Indikator der jeweiligen Zielerreichung nähert.

Zielerreichung teils außer Reichweite

Der Blick über die Indikatoren hinweg zeigt: In zahlreichen Bereichen braucht es mehr Tempo, um die aktuell gesetzten Ziele zu erreichen. Diese gelten aber bereits als häufig zu wenig ambitioniert. Damit Deutschland seine eigenen Nachhaltigkeitsziele erreicht, müssen zukünftig Maßnahmen schneller umgesetzt werden und wirkungskräftiger ausfallen.

Positiv fallen die Zielerreichungen in SDG 16 und SDG 17 auf und dass es den Menschen in Deutschland laut den Indikatoren gesundheitlich und wirtschaftlich größtenteils gut geht. Summiert man die Trends der SDGs, die sich um Umwelt und Ökosysteme drehen, ergibt sich ein negatives Bild.

Schlaglichter zu den SDGs

SDG 1 – Keine Armut: Die Indikatoren können keinen besonders positiven Trend aufweisen, allerdings erfolgte hier eine methodische Anpassung, die eine Vergleichbarkeit einschränkt.

SDG 2 – Kein Hunger: Während die Verringerung des Stickstoffüberschusses sich dem Zielwert von 70 kg/ha stetig nähert, muss sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche in den nächsten sieben Jahren verdreifachen – dafür ist das Wachstum aktuell noch zu zaghaft.

SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen: Fast alle Indikatoren entwickeln sich positiv, ausgenommen die Adipositasquote. Während der Rückgang von Luftschadstoffen eine Zielerreichung möglich macht, stagniert die Verminderung vorzeitiger Sterblichkeit.

SDG 4 – Hochwertige Bildung: Schere im Bildungssektor – immer mehr Menschen verlassen verfrüht die Schule, während akademische Qualifizierungen steigen. Die Zunahme von Kinderbetreuung ist zu langsam für eine Zielerreichung bis 2030.

SDG 5 – Geschlechtergleichheit: Das Ziel, den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern auf 10 % zu verringern, wird seit 2020 verfehlt – der Wert liegt aktuell bei 18 %. Dafür finden sich mit 35,6 % mehr Frauen in Führungspositionen, als das Ziel von 30 % verlangt (auch wenn dies keine Gleichstellung bedeutet).

SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen: Phosphor- und Nitratwerte sind zu hoch und verfehlen weiter die Zielsetzung – aktuelle Geschwindigkeit zu niedrig.

SDG 7 – Bezahlbare und saubere Energie: Die Energieeffizienz ist zu niedrig, der Verbrauch viel zu hoch. Bleibt die Entwicklung gleich wie in den Vorjahren, werden die Ziele verfehlt.

SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Die Gesamtrohstoffproduktivität liegt unter dem Zielpfad. Während Staatsdefizit und Schuldenstand keine guten Entwicklungen aufweisen, geht es den Bürger*innen (gemessen an BIP und Erwerbsquote) gut.

SDG 9 – Industrie, Innovation, Infrastruktur: Ausgaben für Forschung verfehlen mit 3,1 % des BIP den Zielwert von 3,5 % - bis zum Zieljahr 2025 kann dies nachjustiert werden.  Die Zielerreichung beim Breitbandausbau wird schwieriger (aktuell 45-35 % vom Zielwert entfernt).

SDG 10 – Weniger Ungleichheiten: Zwar weniger ausländische Schulabsolvent*innen als in Vorjahren, aber leicht reduzierte Vermögensungleichheit.

SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden: Trotz zuletzt angestiegenem Flächenverbrauch (für Siedlung, Verkehr, Erholung) findet sich ein positives Sonnensymbol im Bericht. Bei Freiraumverlust und Siedlungsdichte ziehen die Wolken auf. Dafür wird im Personenverkehr weniger Energie verbraucht.

SDG 12 – Nachhaltige/r Konsum und Produktion: Mehr Produkte brauchen staatliche Umweltzeichen (aktuell 7,9 % beim Zielwert 34 % bis 2030). Private Haushalte verbrauchen zu viele Rohstoffe, die öffentliche Hand setzt zu viel CO2 durch Fahrzeuge frei – hat dafür aber ihr Ziel für nachhaltigen Papiereinsatz erreicht.

SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz: Zitat: „Bei Fortsetzung der Entwicklung der letzten fünf Berichtsjahre ist das Erreichen des Ziels für 2030 – eine Reduktion um 65% gegenüber 1990 – nicht möglich.“ Immerhin befindet sich der Mitteleinsatz zur Klimafinanzierung im Globalen Süden auf Zielkurs.

SDG 14 – Leben unter Wasser: Zu viel Stickstoffeintrag in die Ostsee (Nordsee erreicht Zielwert) und trotz positivem Trend zu wenig nachhaltige Fischerei.

SDG 15 – Leben an Land: Gemessen am Bestand repräsentativer Vogelarten ist die Artenvielfalt nicht auf Kurs. Gleiches gilt für die Eutrophierung der Ökosysteme, während die Auszahlungen für Waldaufbau und Bodenschutz leicht positive Tendenzen zeigen.

SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Es gibt weniger Straftaten, das gesetzte Ziel von unter 6500 erfassten Fällen wurde erreicht. Auch weitere Indikatoren fallen positiv aus.

SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: Die Ziele, den Anteil an Studis und Forschende aus Entwicklungsländern in Deutschland zu erhöhen sowie 0,7 % des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungsaufgaben zu stecken, werden erreicht.

 

Der ganzen Bericht steht hier zum Download: Link

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